Inkrementeller Mehrwert in Digital Commerce Projekten

Step by Step: Wie Sie in kurzer Zeit Wert stiften

Gerhard Bastl ist als Head of Solution Architecture dafür zuständig, die architektonische Grundausrichtung der Projekte optimal zu gestalten. Er berät unsere Partner in allen Entscheidungen rund um den strategischen Aufbau der Technologie-Lösung und ist zudem für das Requirements-Engineering und die technische Produktqualität verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Team stiftet er täglich Wert und verfolgt in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern deren Visionen.  
Die grundlegende Frage, die dabei immer wieder aufkommt, ist, was bedeutet überhaupt Wert und wie können wir diesen liefern?  

Aus diesem Grund hat sich unsere Kollegin Olivia aus dem Marketing mit Gerhard zusammengesetzt und für Sie genau das geklärt:

Olivia: Hey Gerhard, schön, dass wir uns kurz zusammensetzen und über das Thema Wert sprechen.  

Gerhard: Sehr gerne. Es ist ein wichtiges, aber auch sehr komplexes Thema, dass unsere Partner sicherlich interessiert.  

Olivia: Auslöser für dieses Interview war ein umfangreicher Workshop, den du gemeinsam mit deinem Team zum Thema Erfolg in unseren agilen Projekten hattest. Kannst du mir erzählen, worum es dabei genau ging und wie dieser zustande kam?  

Gerhard: Genau. Aufhänger war, dass wir in unseren Projekten immer wieder auf die gleiche Herausforderung gestoßen sind: Wie schaffen wir es durchgehend und schnellstmöglich Wert zu stiften?  

Es standen drei Fragen im Mittelpunkt des Workshops:  

  • Was bedeutet für uns Wert?  
  • Was bedeutet Wert für unseren Partner?
  • Wie können wir sicherstellen, dass wir Wert liefern?

Unser Ziel ist es, unseren Partnern in jedem Sprint sichtbaren Erfolg zu liefern. Wir haben im ersten Schritt darüber gesprochen, was in Projekten gut läuft und welche Challenges immer wieder auftauchen. Dabei war eine Herausforderung, den Begriff Wert greifbar zu machen. Denn eine klare Definition gibt es nicht. Es hängt von der Vision unseres Partners ab und unterscheidet sich von Projekt zu Projekt.  

Es gibt also nicht den einen Wert. Die Vision ist das Entscheidende und jeder Schritt, der zur Vision beiträgt, kann als Wert bezeichnet werden.

Daher sollte auch jeder im Projekt die Vision verinnerlicht und verstanden haben. Damit sind nicht nur wir in der Delivery-Abteilung gemeint, sondern auch unsere Kollegen im Sales- und Consulting-Team spielen eine wesentliche Rolle. Deshalb führen wir grundsätzlich vor jedem Projektstart eine Discovery-Phase durch.

In der Discovery Phase definieren wir gemeinsam die Vision des Projekts. Denn sie treibt uns an. Genau das hilft uns dabei, im Realisierungsprozess, entlang der Vision zu arbeiten, damit alles, was wir tun, auf die Vision unserer Partner einzahlt.

Jedes Unternehmen hat natürlich vorab schon eine eigene Vorstellung. Allerdings ist sie in den meisten Fällen nicht mit der Vision gleichzusetzen, die wir gemeinsam definieren. Häufig ist sie zu ungenau und abstrakt, wie "Wir möchten die beste Plattform haben". Die eigentliche Vision ist zum Beispiel, dass ein Unternehmen komplexe Bestellprozesse, Preisstrukturen und Versandkonditionen für multiple Entscheidungsprozesse bei einem sehr erklärungsbedürftigen B2B-Produkt, verständlich digital abbilden möchte.  Ziel ist es einen sehr komplexen Bereich, möglichst einfach herunterzubrechen und sich dabei zukunftssicher auf dem Markt behaupten zu können.  

Das Credo für uns als Entwickler-Team ist in diesem Use Case, die Usability so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn wir uns entlang dieser Vision hangeln, geht es darum, die Touchpoints einfach zu gestalten, Symbole, anstatt Listen zu nutzen und vieles mehr. Kleinigkeiten, die das große Ganze ergeben und die Vision verfolgen. Wir hinterfragen uns also im Team regelmäßig, ob ein bestimmtes Ticket, eine Aufgabe, wirklich auf die Vision einzahlt oder wir damit vielleicht eher gegen sie arbeiten.

Genau deshalb ist es auch so wichtig, dass das gesamte Team die Vision kennt und versteht. Wir müssen alle in dieselbe Richtung schwimmen.  

Olivia: Seid Ihr denn schlussendlich zu einem Ergebnis in eurem Workshop gekommen?

Gerhard: Ja, der Workshop war für alle Beteiligten sehr hilfreich. Die wohl größte Herausforderung war, dass wir eine lange Zeit einzelne Komponenten nach jedem Sprint geliefert haben. Diese sind alleine natürlich nicht nutzbar, weshalb wir nach einem Sprint kein fertiges, funktionierendes und nutzbares Ergebnis hatten. Unsere Partner haben nach einem Sprint ein Inkrement erhalten, das in den meisten Fällen noch mindestens einen weiteren Sprint gebraucht hätte, um etwas Greifbares zu haben. Im Worstcase kann das natürlich zu Misstrauen führen.  

Genau das war eine große Challenge, die wir innerhalb des Workshops lösen mussten: Wir denken in Komponenten. Das mag in einigen Projekten sinnvoll sein, aber insbesondere im agilen Kontext müssen wir neue Wege gehen.  

Der gemeinsame Austausch hat uns dabei geholfen, eine Lösung zu definieren: das Umdenken in Features. Wir schneiden Funktionalitäten nicht mehr horizontal (Komponenten), sondern vertikal (Features). Um das zu veranschaulichen, betrachten wir einen Kuchen:  

horizontal vs. vertikal

In der oberen Variante schneiden wir den Kuchen horizontal. Das führt zu einem verspäteten Testing und langsamen Feedback-Runden. Denken wir in Features, schneiden wir den Kuchen vertikal. Das bedeutet von dem Kuchen ist schon die Boden-Schicht, Sahne-Schicht und Schokoladen-Schicht vorhanden, sodass frühzeitig ein vollständiges Stück Kuchen präsentiert und gegessen werden kann. Mit jedem Sprint wird der Kuchen, das Feature, größer. Der große Unterschied zwischen dem horizontalen und vertikalen Schneiden, ist, dass nach einem Sprint etwas Sichtbares vorhanden ist, was getestet werden kann. Davon lebt unser Agile Way of Work.

Alles, was ein +1 Inkrement verursacht oder unterstützt, ist Wert und zahlt auf die Vision ein.  

Olivia: Zum Schluss interessiert mich, welche Unterschiede es nun bei der Umsetzung zwischen einem klassischen Wasserfall-Projekt und einem agilen Projekt im Hinblick auf die Vision gibt?  

Gerhard: Das Credo der Agilität ist, dass wir alles, was wir machen, hinterfragen und das „Why“ beantworten. Dadurch entsteht Wert und wir kommen der Produktvision näher.

Unterschied von einem Wasserfall-Projekt zu einem agilen Projekt ist, dass wir im Agilen stets die Vision in den Vordergrund stellen. Der Wasserfall Ansatz verfolgt hingegen das Abarbeiten von Requirements und nicht das Verfolgen der Vision. Im agilen Kontext haben wir diese per Definition nicht. Wir reden hier User-zentrisch von Storys, die die Vision vorantreiben und in einem klassischen Wasserfall heißt es deswegen auch Requirements und nicht Storys, weil hier technisch spezifiziert wird, und zwar von oben bis unten. Da geht es um eine technische Spezifikation und technische Abhängigkeiten.  

Agilität ist deswegen agil, weil es etwas Lebendiges ist. Eine Vision ist ein Nordstern, ein Leitstern. Dabei ist Scrum ein Framework, um diesen Leitstern zu erreichen. Deswegen geht es zu Beginn nicht darum, alle Spezifikationen kleinteilig zu definieren, denn die Vision ist viel wichtiger als Spezifikationen. Es geht darum, dass die Vision gefüttert wird und jedem klar ist. Dass die Reise im Vorhinein nicht in jedem Detail bekannt ist, ist komplette Absicht, denn wir wollen und brauchen schnelles Feedback. Nach jedem Sprint legen wir fest, ob wir immer noch auf dem richtigen Weg sind, „Passt das so?“, „Will ich noch etwas besser machen?“. Das ist auch der Grund für den Zwei-Wochen-Rhythmus und alle Rituale innerhalb unseres Agilen Way of Work. Denn unsere Frameworks sind alles Tools, um sicherzugehen, dass wir nicht innerhalb der Reise falsch abgebogen sind und wir noch auf diese Vision zulaufen.  

Alles zu unserer agilen Arbeitsweise finden Sie in unserem zweiteiligen Interview „Agile Way of Work“.

Zusammenfassend bedeutet das, dass unsere Agilität, uns und unserem Partner alle zwei Wochen einen Reality-Check ermöglicht.

Olivia: Das ist für beide Seiten natürlich praktisch und schafft Vertrauen.  

Vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke. Es hat wirklich Spaß gemacht!

Gerhard: Gerne, das freut mich!

Gerhard Bastl, Head of Solution Architecture

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